
Klangstudie
In meiner Arbeit mit Klang fasziniert mich immer wieder, welche Wirkung Klänge entfalten können.
Durch meine jahrelange Tätigkeit auf der Intensivstation habe ich erlebt, wie wertvoll einfache, sanfte und zugleich wirksame Werkzeuge für Patient*innen, Angehörige und auch das Pflegepersonal sein können.
Genau deshalb ist es mir ein Anliegen, Klänge in diesen Bereichen sichtbarer und greifbarer zu machen.
Um ihre Wirkung fundiert zu untermauern, habe ich gemeinsam mit Christian Dumler eine Studie durchgeführt.
Die Ergebnisse zeigen klar: Klänge können auf körperlicher wie emotionaler Ebene spürbare Veränderungen bewirken.
Im Folgenden findest du die wichtigsten Erkenntnisse.
Rahmenbedingungen der Studie:
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Die Studie wurde in einem außerklinischen Intensivversorgungbereich für Menschen mit schweren neurologischen Erkrankungen durchgeführt. Viele Patient:innen waren tracheotomiert, teilweise beatmet, mit erhöhtem Muskeltonus oder chronischen Sekret- und Verdauungsproblemen.
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Wir waren zu zweit 8 Tage vor Ort in der Einrichtung.
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Pro Patient:in fand täglich eine 15-minütige Klangschalenanwendung statt.
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Insgesamt nahmen 14 Bewohner:innen teil, Männer und Frauen unterschiedlichen Alters, mit vielfältigen neurologischen Einschränkungen.
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Keine:r der Patient:innen war in der Lage, sich verbal zu äußern oder eine direkte Rückmeldung zu geben.
Messparameter:
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Sauerstoffsättigung (SpO2)
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Herzfrequenz
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Atemfrequenz
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Muskeltonus (Modifizierte Ashworth-Skala, MAS)
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Subjektive / Beobachtbare Reaktionen: Schlafverhalten, Atemmuster, Schluckaktivität, motorische Reaktionen, Sekretmobilisation, Verdauung



Ergebnisse im Überblick:
Vitalparameter
• SpO2: Anstieg bei 11 von 14 Patient:innen (Ø +0,5 %)
• Herzfrequenz: Rückgang bei 12 von 14 Patient:innen (Ø –2,5 bpm)
• Atemfrequenz: Reduktion bei 10 von 14 Patient:innen (Ø –1/min)
Muskeltonus (MAS)
• Gesunken: 6 Patient:innen → deutliche muskuläre Entspannung
• Unverändert: 6 Patient:innen → stabiler Tonus
• Gestiegen: 2 Patient:innen → individuelle Aktivierungsreaktion
Subjektive & beobachtbare Reaktionen
• Schlaf & Entspannung: 9 Patient:innen schliefen regelmäßig oder teilweise whrend der Anwendung ein
• Atmung: Wiederholt tiefes Durchatmen, bei 2 Patient:innen sogar Umstellung von pathologischer zu physiologischer Atmung
• Schluckreaktionen: Bei 6 Patient:innen dokumentiert, teils verzögert nach der Anwendung
• Sekretmobilisation: 5 Patient:innen mit deutlicher Sekretlösung, therapeutisch relevant
• Verdauung: Bei 2 Patient:innen deutliche Verbesserung über mehrere Wochen
• Motorische Reaktionen: Zuckungen, Greifbewegungen, Kieferbewegungen → neuromuskuläre Verarbeitung
• Mobilisation & Wachheit: Besonders bei Patient 13 auffällig verbessert
Gesamtfazit
Die Klangschalenanwendungen führten bei der Mehrheit der Patient:innen zu positiven physiologischen, vegetativen und funktionellen Effekten.
Messbar: Verbesserte Sauerstoffsättigung, reduzierte Herz- und Atemfrequenz, gesenkter Muskeltonus
Spürbar: Einschlafen, ruhige Atmung, vegetative Reaktionen (Schlucken, Sekretlyse, Verdauung)
Ganzheitlich: Verbesserte Mobilisierbarkeit, emotionale Entspannung, gesteigerte Wachheit bei einzelnen Patient:innen Besonders hervorzuheben ist die Therapietiefe: Selbst in sensiblen Situationen (z. B. Trachealkanülenwechsel) ermöglichte der Einsatz der Klangschalen eine ruhige, entspannte Atmosphäre.
Die Ergebnisse zeigen das Potenzial, Klangschalen als unterstützende, nicht-invasive Methode in pflegerischen und therapeutischen Kontexten einzusetzen. Sowohl die Angehörigen als auch das Pflegepersonal empfanden das zusätzliche Angebot als bereichernd und berichteten von spürbar positiven Beobachtungen.
Autor:innen: Raphaela Sonner, Christian Dumler
